Aotearoa | Muriwai Beach
DIE OZEANE
Unter der Wasseroberfläche findet sich das größte Ökosystem des Planeten. Hier erfährst du alles über die Ozeane.
Meeresbiodiversität
Meeresbiodiversität ist die Vielfalt des Lebens im Ozean. Sie umfasst die Artenvielfalt, aber auch die Vielfalt der Ökosysteme und die genetische Vielfalt innerhalb von Arten.
Alles Leben entspringt aus den Ozeanen.
Die Ozeane schenken diesem Planeten Leben. Jeder zweite Atemzug, die Regulierung des Weltklimas und die Ernährung von Milliarden Menschen hängen von ihnen ab. Genau deshalb ist jedes Lebewesen und jedes Ökosystem in ihnen von großer Bedeutung.
Doch das Leben im Ozean ist nicht nur für uns alle essenziell, sondern auch faszinierend. Die Lebewesen und Ökosysteme unter der Oberfläche sind uns fremder als alles, was wir an Land kennen. Von mikroskopisch kleinem Plankton bis zu riesigen Walen: Sie alle scheinen in einer eigenen Welt zu leben. Und doch ist es eine Welt, die untrennbar mit der unseren verbunden ist.

Biodiversitätshotspot Ozean: Golf von Kalifornien
Biodiversitätshotspot Ozean: Golf von Kalifornien
Mexiko | Golf von Kalifornien
FAKTEN
Über die Ozeane
DER ERDOBERFLÄCHE
DEs SAUERSTOFFS werden hier Produziert
Lange haben wir diese Welt ignoriert, obwohl sie sich direkt vor uns versteckt. Heute sind die Ozeane überfischt, überhitzt, übersäuert und von Plastik verschmutzt. Doch diese Vernachlässigung lässt sich umkehren, indem wir ihnen die verdiente Aufmerksamkeit schenken.
Deswegen bekommt du in den nächsten Abschnitten einen Einblick in die Artenvielfalt und die Lebensräume, die sich unter der Wasseroberfläche verbergen.
USA | Pazifischer Ozean | Gemeine Delfine
USA | Pazfisicher Ozean
MEERESBIODIVERSITÄT
Ein Einblick in die Artenvielfalt der Ozeane.
Haie
Wusstest du, dass Haie eine der wichtigsten Arten im Meer sind? Als Schlüsselart regulieren sie Populationen und halten das Nahrungsnetz im Gleichgewicht. Dadurch bleibt das gesamte Ökosystem stabil. Das heißt: Ein gesunder Ozean hat viele Haie.
Warum die Artenvielfalt im Ozean wichtig ist.
Die Biodiversität im Ozean ist riesig. Das Leben hier hat sich an einige der extremsten Bedingungen unseres Planeten angepasst, wie zum Beispiel die Tiefsee, der offene Ozean oder die Polarregionen. Doch wie an Land auch, ist im Meer jede Art von Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten.
Hier ein Beispiel für die Vernetzung allen Lebens:
Wale sind Tiere, die das Weltklima beeinflussen können. Wie das funktioniert? Das Phänomen nennt sich die „Walpumpe“. Wie alle Tiere, fressen und verdauen Wale ihre Nahrung. Da sie so groß sind, fressen sie auch viel… und scheiden dementsprechend viel aus. Diese Ausscheidungen sind voller Nährstoffe und düngen die Wasseroberfläche.
Dieser Dünger sorgt dafür, dass sich das Phytoplankton – winzig kleine Algen im Meer – rasant vermehren. Durch Photosynthese nimmt das Phytoplankton Kohlendioxid auf und gibt im Gegenzug Sauerstoff in die Atmosphäre ab. Und so kommt es, dass wir jeden zweiten Atemzug dem Phytoplankton verdanken.
Nimmt man jetzt allerdings Wale aus dem System – etwa durch Walfang oder die Überfischung ihrer Nahrungsquellen wie Krill oder Sardinen – dann gerät das Gleichgewicht ins Wanken.
Nicht nur haben wir dann weniger Wale, sondern auch weniger Phytoplankton und damit auch weniger CO₂-Bindung und Sauerstoffproduktion. Du siehst, es ist ein Kreislauf: Phytoplankton → Krill → Fische → Wale → Phytoplankton.

Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikornesien
Tonga | Uferzone Tongatapu
FAKTEN
Über MEERESBIODIVERSITÄT
Bekannte Arten im Ozean
Geschätzte unbekannte Arten im Ozean
Viele dieser Beispiele finden sich über alle Tiefen- und Klimazonen des Ozeans verteilt. Weltweit wurden rund 32.000 Fischarten, 6.000 Korallenarten, 85.000 Weichtierarten, 50.000 Krebstiere, 130 Meeressäugetiere bereits dokumentiert. Hinzukommen unzählige Mikroorganismen, von denen vermutlich Millionen noch unentdeckt sind.
Wieviele Arten es im Ozean wirklich gibt, weiß die Wissenschaft nicht. Die Größe und Tiefe des Ozeans macht es schwer, die Biodiversität vollständig zu erfassen. Am höchsten konzentriert sie sich, wie an Land, in den Tropen. In den Korallenriffen der Welt finden sich auf nur 0,2% der Ozeanfläche etwa ein Viertel aller bekannten Meeresarten.
Und doch findet sich Leben überall im Ozean: in der stockfinsteren Tiefsee, den eiskalten Polarmeeren und sogar in extrem heißen hydrothermalen Quellen auf dem Meeresboden.
Weil zur Biodiversität nicht nur Arten, sondern auch Lebensräume gehören, erfährst du im nächsten Abschnitt mehr über die Meeresökosysteme unseres Planeten.
Korallen
Wusstest du, dass Korallen Tiere sind? Genauer gesagt: eine Kolonie aus vielen kleinen Tieren namens Polypen. Sie mit Quallen verwandt, und viele von ihnen leben in Symbiose mit winzigen Algen, die in ihrem Gewebe sitzen. Diese Algen versorgen die Polypen mit Zucker und ohne sie überleben die Korallen nicht.
Aotearoa | Muriwai Beach | Taraseeschwalben
Biodiversitätshotspot: Aoteroa
Aotearoa | Muriwai Beach
MEERESÖKOSYSTEME
Ein Überblick über die Lebensräume unter Wasser.
Blue Carbon
Blue Carbon bezeichnet den Kohlenstoff, der in Ozeanen und küstennahen Ökosystemen gespeichert wird. Mangroven, Salzwiesen und Seegraswiesen binden ihn in ihrer Biomasse und im Sediment. Das ist wichtig im Kampf gegen den Klimawandel.
Lebensräume auf verschiedenen Ebenen.
Wieviele Meeresökosysteme es genau gibt, darüber ist sich die Wissenschaft bis heute nicht einig. Trotzdem kannst du hier einige der wichtigsten Lebensräume entdecken. Einer der entscheidenden Faktoren dabei ist das Sonnenlicht. Es bestimmt, wo und in welcher Form Leben im Ozean existieren kann.
Deshalb wird der Ozean in verschiedene Tiefenzonen unterteilt:
Die Lichtzone (euphotische Zone). Diese Zone reicht bis in etwa 200m Tiefe und beherbergt die höchste Konzentration an marinen Leben. Algen und andere Wasserpflanzen können hier gut Photosynthese betreiben und Sauerstoff produzieren. Das macht diese Zone zur Grundlage des marinen Nahrungsnetzes.
Die Dämmerzone (dysphotische Zone). Diese Zone reicht von etwa 200m bis 1000m Tiefe. Das Licht dringt nur noch schwach bis hierher und ermöglicht kaum noch Photosynthese. Dennoch können sich viele Tiere mit dem verbliebenen Restlicht orientieren. Die meisten Arten in dieser Zone sind räuberisch oder ernähren sich von organischem Material, das aus den oberen Schichten herabsinkt.
Die Tiefsee (aphotische Zone). Ab 1000m Tiefe gibt es in dieser Zone kein Licht mehr. Das ist die eigentliche Tiefsee. Algen und Pflanzen können hier nicht mehr wachsen und auch die meisten Tiere leben von herabfallenden Aas oder jagen andere Tiere. Die Lebewesen, die du hier findest, erinnern an Horrorfilme und Science Fiction. Sie haben sich an die Dunkelheit angepasst. Manche Arten können so z.B. biolumineszentes Licht erzeugen, um Beute anzulocken oder miteinander zu kommunizieren.
Jetzt, da du die Tiefenzonen des Ozeans kennst, schauen wir uns die wichtigsten Ökosysteme der Meere einmal genauer an.

Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Tonga | Küste von Tongatapu
FAKTEN
Über Meeresökosysteme
SUNDABARNS-NATIONALPARK
Ist mit 10.000 km2 der grösste Mangrovenwald der Welt
Korallendreieck
Das artenreichste Meeresökosystem der Welt
Ästuare
Ästuare sind die Übergangszonen, an denen Flüsse auf das Meer treffen. Hier vermischt sich das Süß- mit dem Salzwasser, beeinflusst durch die Gezeiten und Jahreszeiten. Diese besonderen Bedingungen machen Ästuare zu nährstoffreichen, ruhigen Gewässern und damit zu einem der produktivsten Meeresökosysteme.
In Ästuaren leben sowohl Süß- als auch Salzwasserarten – oder solche, die an den Wechsel angepasst sind. Im schlammigen Boden tummeln sich Mikroorganismen, Weichtiere und Schalen- sowie Krebstiere, die als Nahrungsgrundlage für zahlreiche andere Arten dienen.
Deshalb sind Ästuare wichtige Lebensräume für viele Fischarten und Vogelarten. In einigen Regionen der Welt bewohnen sogar Delfine, Seekühe oder Krokodile diese besonderen Ökosysteme.
MangrovenwäLDer
Von der Küste bis zur Hochsee findest du Ökosysteme, die besonders artenreich und produktiv sind:
Mangrovenwälder sind mein Lieblingsökosystem. Sie finden sich an tropischen bis subtropischen Küsten und sind die einzigen Bäume, die im Salzwasser überleben können. Wälder und Meer am gleichen Ort, cool oder?
Ihre Wurzeln bieten Schutz für junge Fische, Garnelen, Krebse und Muscheln, während ihre Kronen Lebensraum für Vögel und andere Tiere schaffen. So leben zum Beispiel seltene Arten wie der Nasenaffe oder das Zwergfaultier in den Mangrovenwäldern Asiens und Mittelamerikas.
Darüber hinaus speichern Mangroven nicht nur große Mengen Blue Carbon, sondern schützen auch die Küsten vor Erosion. Mangrovenwälder sind also als Rückzugsort, Küsten- und Klimaschützer äußerst artenreiche Ökosysteme, die auch für uns Menschen von großer Bedeutung sind.

Tonga | Seegraswiese vor Pangaimotu
Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Polarmeere
Obwohl die Polarregionen auf uns kalt und unbewohnbar scheinen, gibt es im Ozean viel Leben. Phytoplankton und Zooplankton finden hier im Wechsel der Jahreszeiten ihre Lebensgrundlage. Seevögel, Fischschwärme und Meeressäugetiere werden davon angezogen und sorgen für eine überraschende Artenvielfalt.
SEEGRASWIESEN
Ein meist übersehenes und unterschätztes Ökosystem sind Seegraswiesen. Sie wachsen in Küstengewässern auf der ganzen Welt, mit Ausnahme der Polargebiete.
Auch sie sind artenreiche Rückszugsorte und Kinderstube für viele Tierarten, wie Seepferdchen, jungen Fischen und Weichtieren. Außerdem bieten sie marinen Pflanzenfressern wie Dugongs, Meeresschildkröten oder Seevögeln eine wichtige Nahrungsgrundlage.
Und wie Mangroven, filtern sie Küstengewässer, speichern Blue Carbon und schützen vor Erosion. Doch da sie meist übersehen oder missachtet werden, schwinden Seegraswiesen in einem rasanten Tempo.
Korallenriffe
Korallenriffe sind die artenreichsten Meeresökosysteme der Welt. Sie bestehen aus Millionen kalkhaltiger Strukturen, die von winzigen Polypen gebildet werden. Diese Polypen schützen sich mit festen Skeletten und schaffen damit ganze Riffe, in denen unzählige Arten in allen Formen und Farben leben.
Korallenriffe kommen fast ausschließlich in tropischen Gewässern vor. Sie bieten nicht nur Lebensraum, sondern auch Schutz vor Erosion und Sturmfluten.
Doch steigende Meerestemperaturen und menschliche Einflüsse setzen diesem empfindlichen Ökosystem stark zu. Sie führen unter anderem zu Korallenbleichen, bei denen die symbiotischen Algen absterben, die die Polypen mit Nährstoffen versorgen.
Kelpwälder
Kelpwälder finden sich in kaltem, nährstoffreichem Wasser und bestehen aus Braunalgen (Kelparten), die vom Meeresboden aus meterhoch wie Bäume emporwachsen. Dadurch erschaffen sie ein vertikales Ökosystem, das auf verschiedenen Ebenen von zahlreichen Arten bewohnt wird.
Sie sind Rückzugsgebiete und Kinderstube für Arten wie Seehunde, Haie oder Seeotter – eine Schlüsselart im Kelpökosystem.
Seeotter kontrollieren die Populationen von Seeigeln, die den Kelp fressen. In Gebieten, wo Schlüsselarten wie Seeotter oder Snapper entfernt wurden, entsteht ein „Seeigel-Ödland“. Hier wurde der Kelp vollständig aufgefressen und somit das gesamte Ökosystem zerstört.
Kelpwälder speichern ebenfalls große Mengen Blue Carbon und leisten somit ihren Beitrag zur Regulierung des Weltklimas.
Offener Ozean
Mehr als die Hälfte des Planeten ist vom offenen Ozean bedeckt. Und wie eine Wüste scheint der Ozean weit und unbewohnt. Doch auch hier gibt es Oasen, die das Leben anziehen.
Die Grundlage des Lebens im Ozean ist das Phytoplankton. Allerdings bestimmen die Meeresströmungen, wo sich das Plankton findet. Dort, wo die Strömungen Nährstoffe aus der Tiefe nach oben bringen, findet sich auch viel Leben.
Diese Orte werden von Fischschwärmen aufgesucht, die wiederum Raubtiere wie Thunfische, Delfine oder Haie anziehen. Auch ikonische Riesen, wie Wale, Riesenmantas oder Mondfische, durchstreifen den offenen Ozean auf der Suche nach diesen Oasen.
Während die Meeresströmungen für die Nahrungsgrundlage im Ozean sorgen, bestimmen sie auch maßgeblich das Weltklima sowie Lebensräume an Land und im Wasser.
Tiefsee
Die Tiefsee ist der größte Lebensraum auf dem Planeten. Doch obwohl es hier stockfinster und eiskalt ist und ein enormer Wasserdruck herrscht, gibt es hier Leben – wirklich gruselig aussehendes Leben.
Die Arten hier unten haben an sich die Lebensbedingungen angepasst. Manche können biolumineszentes Licht erzeugen, um Beute anzulocken. Andere haben riesige Augen, ausklappbare Kiefer oder lange Zähne. Extreme Bedingungen bringen extreme Anpassungen hervor.
Der tiefste Punkt der Tiefsee ist mit 10.984 Metern das Challengertief. Selbst hier findet sich noch Leben – genauso wie an den extremheißen hydrothermalen Quellen, die sich auf dem Meeresgrund und Seebergen befinden.
Das Leben in der Tiefsee beweist die Widerstandsfähigkeit des Lebens – und der Ozeane.
Bereit die Biodiversität unserer Ozeane zu erkunden?
Biodiversitätshotspot: Polynesien-Mikronesien
Tonga | Hufangalupe Beach
Tonga | Hufangalupe Beach